Stimmbildner Frank Franzke

Jeder kann singen - Fragen an den Stimmbildner der Liedertafel Elmshorn

Seit Anfang 2007 werden die Sängerinnen und Sänger des ensemble elmshorn professionell geschult. Diese Aufgabe übernimmt der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer Frank Franzke, der auch selbst im ensemble elmshorn singt. Seine Arbeit stößt auf so positive Resonanz, dass er zudem seit 2008 im Kinderchor, seit 2011 im Jugendchor und in unregelmäßigen Abständen auch im Gemischten Chor der Liedertafel die Stimmbildung übernommen hat. Der 1959 geborene Elmshorner hat Ende der 1980er Jahre eine Ausbildung zum Atem-, Sprech- und Stimmlehrer nach Schlaffhorst-Andersen absolviert und arbeitet seit 1994 in seiner eigenen Praxis in Elmshorn. Er therapiert Stimmstörungen, Störungen der Artikulation oder des Redeflusses bei Erwachsenen und Kindern, Sprachentwicklungsstörungen bei  Kindern oder Störungen nach neurologischen Erkrankungen. Hinzu kommt seine Arbeit als Stimmbildner und Sprecherzieher für unterschiedlichste Berufsgruppen. Frank Franzke selbst hat reichlich Erfahrung als Sänger in Chören oder auch als Solist – von der Oper bis zur Rockband.

Was macht ein Atem-, Sprech- und Stimmlehrer überhaupt?

Als staatlich geprüfter Atem-, Sprech- und Stimmlehrer mit einer Kassenzulassung kann ich Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie anbieten. Dies ist als Angestellter in entsprechenden Institutionen möglich oder in Praxen als selbständiger Therapeut. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in einer eigenen Praxis als Freiberufler zu arbeiten. Außerdem kann ich als Atem-, Sprech- und Stimmlehrer pädagogisch an Hochschulen für Musik oder Schauspiel, an Volkshochschulen und Musikschulen zu arbeiten. Außerdem kann im Privatunterricht der Umgang mit Atmung und Stimme sowie Atmung und Bewegung gelehrt werden. 

 

Das Konzept, nach dem Sie lehren, heißt Schlaffhorst-Andersen. Was macht diese Methode aus?

Das Konzept basiert auf den Wechselwirkungen seelisch-körperlicher Vorgänge. Atmung, Haltung, Bewegung, Stimme, Sprechen und Sprache sind ein Spiegel dieser Vorgänge. Im Zentrum steht die natürliche Atmung, die sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden sowie auf den Stimm- und Sprechausdruck auswirkt. Im Mittelpunkt der Atemarbeit steht der dreiteilige Atemrhythmus. Dieser umfasst die unwillkürliche Einatmung, die Ausatmung sowie die Pause vor dem nachfolgenden unwillkürlichen Einatemimpuls. Die Methode geht unter anderem davon aus, dass die Qualität der Ausatmung für die Qualität der Einatmung verantwortlich ist. Singen zum Beispiel ist geführtes Ausatmen.

 

Worin können Sie die Sängerinnen und Sänger der Liedertafel-Chöre besser machen?

Bei der Stimmbildung schule ich die Selbstwahrnehmung des Hörens, des Singens, der Körperhaltung und der gesamten Körperspannung. Dazu gehört auch die Wahrnehmung der anderen Sängerinnen und Sänger. Mit verschiedenen Körperübungen arbeiten wir an der Intonation, der Tonhaltedauer, am Stimmregister oder auch an Artikulation sowie  Atem- und Stimmspannungen. Durch die bessere Selbstwahrnehmung können die Sänger Anforderungen der Chorleiterin, zum Beispiel heller oder dunkler zu singen, umsetzen, ohne dass es Stimmschwierigkeiten gibt oder es zu Klangeinbußen kommt.

 

Was machen Sie beim Einsingen genau?

Einsingen bedeutet, sich warm zu machen. Denn Singen ist eine besondere körperliche Aktivität, eine Leistung, bei der der Ausführende Fehler machen kann, die dann zu Stimmschwierigkeiten führen können. Einsingen heißt, sich auf sich und den Chor zu konzentrieren, Sinne einzuschalten, sich vorzubereiten auf das, was kommt.

 

Kann eigentlich jeder singen lernen?

Ja, jeder kann singen lernen. Das, was wir als Singen verstehen, sind bestimmte Formen, in denen wir uns bewegen. Durch Unterricht, wie z.B. Stimmbildung, kann das Singen optimiert werden. Es gibt Menschen, die sich nicht in diesen Formen bewegen oder bewegen können. Diese können durch Schulung ihrer Wahrnehmung das Bewegen in diesen Formen erfahren und lernen.


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