Die Musik wurde Susanne Drdack im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt. 1972 kam sie als Tochter des damaligen Leiters der Musikschule Elmshorn, Edmund Drdack, zur Welt. Mit sechs Jahren begann sie Klavier, Geige, Akkordeon und später auch Cello zu spielen, seit ihrem 17. Lebensjahr unterrichtet sie an der Musikschule Elmshorn Akkordeon und Klavier. Die musikalische Tradition ihrer Familie führt die Diplom-Musiklehrerin nicht nur fort, sondern lebt diese mit Begeisterung und großem Erfolg. Seit dem Abschluss ihres Studiums an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater ist sie neben der Anstellung bei der Musikschule Elmshorn als freischaffende Chorleiterin und Dirigentin in Elmshorn tätig. 1996 und 2006 erhielt sie ein Stipendium des Deutschen Musikrates und nahm unter anderem an Meisterkursen bei Eric Ericson und Robert Sund teil.
Seit 1996 leitet sie das Akkordeonorchester der Musikschule Elmshorn, mit dem sie mehrfach beim Deutschen Orchester Wettbewerb und an internationalen Wettbewerben sehr erfolgreich teilnahm. Susanne Drdack leitete von 2002 bis 2015 den Kirchenchor St. Marien Elmshorn.
Bei der Liedertafel Elmshorn leitet sie den Vorchor, Kinderchor, den Jugendchor und das ensemble elmshorn, mit dem sie ebenfalls mehrfach bei Landeswettbewerben sowie beim Deutschen Chorwettbewerb erfolgreich war. Auf internationalem Niveau spielt Susanne Drdack schließlich auch selbst mit ihrem ihrem Akkordeontrio Handregal. 2014 erhielt sie von der Stadt Elmshorn den Kulturpreis für die Vielfalt ihres Engagements.
Heute leiten Sie vier Chöre der Liedertafel. Was hatten Sie für Erwartungen, als sie die Chorleitung des Männerchors übernommen haben?
Diese Entwicklung kam auch für mich überraschend. Eigentlich wollte ich 2003 neben dem Kirchenchor auch keinen weiteren Chor leiten. Dass ich es doch getan habe, ist dem damaligen Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden Bernhard Behnke zu verdanken. Er hat einfach nicht locker gelassen und mich zur Probestunde überredet. Meine anfänglichen Bedenken haben sich aber schnell in Luft aufgelöst. Mit dem Männerchor war es gleich sehr unkompliziert und wir haben eine gute und auch humorvolle Basis miteinander gefunden. Mit Bernhard Behnke habe ich dann auch gemeinsam die Weichen dafür gestellt, dass die Liedertafel heute eine so große und lebendige Sängergemeinschaft ist.
Was begeistert Sie am Chorsingen?
Das Faszinierende ist sicherlich, einen Raum ganz ohne Instrumente zum Klingen zu bringen. Das gemeinsame Singen ist ein sehr intensives Erlebnis – körperlich und geistig. Auch bei den Zuhörern löst Chormusik häufig Gänsehautmomente aus. Das ist natürlich das Schönste für uns, wenn wir es schaffen, mit den Emotionen, die wir beim Singen erleben, auch andere Menschen zu berühren.
Wie kamen Sie vom Singen zum Leiten?
Ich habe von klein auf im Chor gesungen. Erst im Kinderchor, später in der Schule und während meines Musikstudiums im Monteverdichor Hamburg, bei i vocalisti und im Madrigalchor Kiel. Dass ich meine Rolle als Chorleiterin gefunden habe, verdanke ich unter anderem Hartmut Deutsch, dem ehemaligen Kantor der Nikolai-Kirche. Für ihn bin ich regelmäßig als Vertretung beim Madrigalchor eingesprungen und bin dann mehr und mehr da hineingewachsen. Auch die Singwochen bei Gustav Gunsenheimer, bei denen ich regelmäßig im Sommer war, haben mich an die Chorleitung herangeführt.
Was macht eine gute Chorleiterin aus?
Klar, dass man gut mit Menschen umgehen können muss. Man muss sie aber auch fordern. Ich versuche immer, so viel wie möglich aus einem Chor herauszuholen. Dabei muss ich auch hin und wieder einen langen Atem beweisen. Manche Stücke, die ich auswähle, kommen nicht auf Anhieb bei allen gut an. Aber eigentlich lohnt es sich immer, dann dran zu bleiben. Über sich selbst lachen zu können, schadet auch nicht. Und Autorität gewinnt man vor allem durch Kompetenz. Ein Chor ist kein Ort für Basisdemokratie. Ich höre mir gern die Meinung der Sänger an. Aber erst nach der Probe.
Mit dem ensemble elmshorn nehmen Sie immer wieder an Wettbewerben teil. Worin besteht der Reiz, sich beim Singen mit anderen zu messen?
Wir lernen so viel, wenn wir über den Tellerrand schauen. Die Stücke, die wir im Wettbewerb vortragen, haben wir bis in letzte Detail erarbeitet. Wir wären sicherlich nicht so gut, wenn es diese Wettbewerbe nicht gäbe. Das bringt uns voran. Außerdem ist es ein tolles Gemeinschaftserlebnis, mit mehr als 5.000 Sängern an einem Ort zu sein. Die Atmosphäre ist großartig und wir haben dabei viele bereichernde Begegnungen.
Muss man gut singen können, um bei der Liedertafel dabei zu sein?
Jeder kann dabei sein. Gerade im Kinderchor sollte niemand Hemmungen haben. Die Fähigkeiten wachsen ja auch mit der Übung. In dieser Hinsicht ist Frank Franzke eine große Hilfe, der mich als Stimmbildner unterstützt und mit dem ich sehr gut harmoniere. In allen Chören gilt, dass jeder, der mag, vier Mal schnuppern darf und sich dann entscheiden muss, ob er oder sie dabei bleibt. Im ensemble elmshorn kommt dann noch ein Vorsingen dazu.
Was tun Sie, um Nachwuchs für die Chöre zu bekommen?
Ein bis zwei Mal im Jahr gehe ich mit unserem Stimmbildner Frank Franzke in die dritten Klassen verschiedener Grundschulen und darf dort eine Stunde in jeder Klasse mit den Kindern singen. Danach sprechen wir die Kinder gezielt an und laden sie ein, beim Kinderchor mitzumachen. Auf diese Weise bekommen wir regelmäßig neue Sänger dazu. Und unser Konzept geht mittlerweile erfolgreich auf: Mit dem Kinder- und später dem Jugendchor bilden wir den Nachwuchs für das ensemble aus. Das ist ein kontinuierlicher Aufbau, der die Liedertafel jung hält.
Was bedeutet es Ihnen, Teil des Vereins Liedertafel zu sein?
Inzwischen sehr viel. Es ist sehr schön und es macht mich auch stolz, dass dieser Verein eine Tradition hat und etwa bei der Musik zur Marktzeit Groß und Klein zusammen kommen. Eine solche Struktur, wie sie heute besteht, hätte ich nicht einfach so aufbauen können. Veränderungen, wie wir sie in den vergangenen Jahren vorgenommen haben, brauchen ein starkes Fundament. Und das bildet die Liedertafel.
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